22. Oktober 2010

Funny van Dannen - Heimathafen Neukölln, Berlin (11. September 2010)


„Meine vielleicht besten Lieder“ war der Titel des Konzerts, für das der Großmeister des Liedermachens Funny van Dannen seine Fans in den Heimathafen Neukölln einlud. Das klang sehr vielversprechend und ich war gespannt, welche Songs er wählen würde und wie viele von meinen persönlichen Lieblingsliedern dabei waren. Als der Heimathafen pünktlich 19 Uhr seine Pforten öffnete, war noch nicht besonders viel los und ich konnte mir ganz gemütlich einen Platz in der ersten Reihe sichern. Der Saal, in welchem sonst Theaterstücke aufgeführt werden, war sehr schön gestaltet mit Stuck an Decke und Wänden, Kronleuchtern und Parkettboden. Wie die riesige Disco-Kugel in dieses Konzept passen sollte, war mir zwar schleierhaft, aber gut, da wird sich schon jemand was bei gedacht haben!

Mit etwas Verspätung und wie immer ohne vorherigen Support betrat Funny endlich die Bühne und erklärte uns als allererstes, dass der Wein im Laufe des Abends immer besser wird. Da er zwei volle Flaschen dabei hatte, versprach es ein lsehr anger Abend zu werden! Er verkündete auch, dass er ab sofort keine Witze mehr zwischen den Liedern erzählen würde, um geheimnisvoll zu wirken. Er wolle in den Untergrund gehen und von da aus irgendwann zuschlagen. Ungefähr vier Lieder später, darunter auch die Flache Ratte, hielt er sein Versprechen durch. Dann verriet er uns, dass Neukölln sein Lieblingsbezirk gewesen sei als er damals aus dem Rheinland nach Berlin kam, weil er dachte, es wäre von seinen Landsleuten gegründet worden. Selbstverständlich fehlten alte Klassiker wie Als Willy Brandt noch Bundeskanzler war, Nana Mouskuri, Anita war ein Junge und Homebanking nicht. Wenn die Stimmung auch ein klein wenig angespannt war, spätestens als Funny Eurethmieschuhe anstimmte, sangen endlich alle mit. Das „La la la la la“ im Refrain haben dann auch die textunsicheren Konzertgänger hinbekommen.





Weitere Highlights für mich waren Freunde der Realität und Okapiposter, bei dem Funny sich mal so richtig von seiner Aggro-Seite zeigen konnte. Natürlich ließ es sich Funny nicht nehmen seine gesammelten Witze über die Mundharmonika, dem ultimativen Zuhause für Silberfische, zum Besten zu geben. Beispielsweise macht er sie für das vorzeitige Versterben von Blues-Musikern verantwortlich. Als er enttäuscht feststellte, dass wir sie alle schon kannten, setzte er das Konzert fort. Bei den beiden Zugaben, die gespielt wurden, war „Wünsch dir was!“ angesagt: Das Publikum rief laut irgendwelche Lieder durcheinander und Funny kramte in seinem Texte-Köfferchen nach dem Verlangten. Darunter war auch das Lied von Rod Weiler, eines meiner absoluten Favoriten. Zwei Jungs im Publikum stimmten dann irgendwann Plastikball an, Funny ließ sie bis zum Schluss singen und gab zu, dass er noch nie so eine gute Version des Liedes gehört hatte. Nach über 40 Liedern verließ der Meister die Bühne und hinterließ zahlreiche leuchtende Fan-Augen.

Man geht nicht auf Konzerte von Funny van Dannen, um gesangstechnische Höchstleistungen oder eine Bühnenshow mit Feuerwerk zu sehen – nein, eigentlich steht da nur Funny auf der Bühne mit seiner Gitarre, seiner Mundharmonika, seinen handgeschriebenen Songtexten und einer Flasche Wein und obendrauf dieser ganz eigene subtile Charme, mit dem er das Publikum sofort in seinen Bann zieht. Ich stelle fest, dass leider nicht alle meine Favoriten gespielt wurden. Da hätte noch sehr viel mehr kommen können, wie zum Beispiel Steuerflüchtling, Unrealistisches Lied oder Ingo, der Gummifetischist. Aber ok, man kann nicht alles haben und die Schnittmenge der Lieder, die wir beide als Favoriten bezeichnen, ist trotzdem sehr, sehr groß!

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